Der "Alte Turm"

Der "Alter Turm"

Im Herbst 1966 wurde die alte Kirche abgerissen. Einzig der alte Kirchturm blieb erhalten, da dessen Geschichte bis in die romanische Epoche zurückführt. Man entschloss sich, dem Kirchturm mit der Geschichte des „Alten Turms“ einen neuen Sinn zu geben.
 
Gerade die unsymmetrisch eingebauten Sehschlitze, der Ein- und Aufstieg erst in beträchtlicher Höhe, meterdickes Bruchsteinmauerwerk und wuchtige Sandsteinquader der Kanten lassen annehmen, dass die Funktion des „Alten Turmes“ nicht nur Kirch- sondern zugleich auch noch Wehrturm war. Hierbei muss man sich das frühere Biberach vorstellen. Vom Wehrturm aus konnte die strategische Lage der Talverengungen bestens wahrgenommen werden und bereits seit der Römerzeit liegt Biberach an der wichtigen Ost-West-Verbindung, die Heer- und Kriegsstraße war.
Somit hatte der „Alte Turm“ mit seiner Geschichte die geforderte Sinngebung erfüllt und war sogleich zu einem Symbol geworden: Er soll MAHNER sein!
 
Bereits im Jahr 1969 begannen die aufwendigen Renovierungsarbeiten. „Die ehemalige Sakristei im Untergeschoss mit Kreuzgratgewölbe, einer rundbogigen Tür mit hohlgekehlter Laibung und nach Norden und Osten mit spitzbogigen Fenstern mit inneren Kleeblattbogen sollte nun die Gedenkstätte werden."

Heute findet man auf zwei großen Tafeln die Namen der Kriegsteilnehmer des Siebziger und des Ersten Weltkrieges. Die Namen der Teilnehmer und Opfer des Zweiten Weltkrieges sind auf Einzelblättern verzeichnet und liegen auf einem quadratischen Prozessionsaltar auf, die am Volkstrauertag der Allgemeinheit zugänglich sind.
 
Im Inneren der Kirche bittet ein wuchtiger, eisenbeschlagener Opferstock die Besucher um eine kleine Spende zur Erhaltung des Turms. Außerdem schmückt ein im Jahre 1749 gemaltes Bild von Frantz Ignaty Hilby zum Schutz der Biberacher Gedenkstätte eine Innenwand des Turmes.
"So also will nun der „Alte Kirchturm“ mahnend darauf hinweisen, das Leben in unserer Gemeinschaft auf den Werten der Heimat –und sei es auch in neuem Gewande- aufzubauen und zu gestalten, dazu –im Erinnern an die Opfer unserer Gemeinde an Gut und Blut durch die Jahrtausende hindurch– allezeit um den Frieden besorgt zu sein.“

Quelle: Buch: Biberach im Kinzigtal, Seite 78-79, Der „Alte Turm“, Josef Bühler (gestorben 21.04.1981)